Mittelmeererkrankungen

Leishmaniose
Erlichiose


Leishmaniose

Ist die Leishmaniose ein Grund zur Panik?

Leishmaniose ist eine weltweit vorkommende Parasitose mit unterschiedlichen Krankheitsbildern bei Mensch und Tier, bei der die Erreger (Leishmanien) durch den Stich der Sandmücke übertragen werden.

Eine direkte Form der Ansteckung über Blut oder Speichel ist nicht nachgewiesen und reine Spekulation.

Die gegenteilige Meinung, die auch von einigen Tierärtzen vertreten wird, ist wissenschaftlich nicht erwiesen.
Man sollte also nicht in Panik verfallen und seinen Hund unüberlegt und völlig unnötig abgeben. Es ist sinnvoll immer mindestens eine zweite Meinung einzuholen.

Leishmanien

Im europäisch-mediterranen Raum gibt es ausschließlich den Erreger der inneren Leishmaniose, Leishmanium infantum, mit derzeit mindestens 9 verschiedenen "Rassen". Davon sind manche mehr, andere weniger krankheitserregend. Nicht alle 9 Rassen kommen in den gleichen Gebieten/Regionen vor. Deshalb ist es auch für die Therapie wichtig, eine Stammbestimmung (Rassenbestimmung) durchzuführen. Die Leishmanien befinden sich beim Hund und Mensch in den Zellen der Leber, der Milz, des Knochenmarks und der weißen Blutkörperchen, die für den körpereigenen Schutz zuständig sind. Damit schädigen sie das Immunsystem. Eine Übertragung durch Hundespeichel ist somit auszuschließen, da sich dort keine weißen Blutkörperchen befinden.

Die Sandmücke

Leishmaniose kann sich nur mit dem Vorkommen der Sandmücke als Überträger verbreiten. Es gibt sie in allen mediterranen Ländern, in Regionen von Tunesien, Griechenland, Türkei, Portugal, Südfrankreich, Spanien, den Kanaren, Sizilien, aber auch in Deutschland (bisher nur Baden-Württemberg) und der Schweiz. Sie sind nur von Frühling bis Spätsommer unterwegs, besonders im August und September. Sandmücken sind windempfindlich, sind also nie direkt am Meer und fliegen nur nachts, etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang bis eine Stunde vor Sonnenaufgang. Ihre maximale Flughöhe beträgt 3 Meter, nur gelbes Licht lockt sie höher. Neonröhren, Energiesparlampen oder Quarzlampen haben kein gelbes Licht. Für einen dieser schmerzenden Stiche braucht das Insekt etwa 5 Minuten, also sticht es nur schlafende Lebewesen, um nicht gestört oder abgewehrt zu werden.

Statistisch gesehen erhält jeder Hund in den gefährdeten Regionen ca. 300 Stiche (!) pro Nacht, etwa 0,3 % der Mücken sind mit Leishmanien infiziert, also jeder Hund erhält - rein statistisch - einen infektiösen Sandmückenstich pro Nacht. Vor allem Nase und Unterbauch sind bei den Hunden gefährdet.

Prophylaxe

Das Tier sollte nachts nicht im Freien oder im Auto schlafen. Fenster sind mit dünnmaschigen Moskitonetzen zu schützen. SCALIBOR - ein hochwirksames Halsband der Firma Intervet - sollte dem Hund zum Schutz angelegt werden. Bei Reisen in Mittelmeerländer sollte es zur Prophylaxe dem Hund bereits ca. 14 Tage vor Reisebeginn angelegt werden, damit sich der Wirkstoff über den Körper verteilt. Es schützt auch vor anderen Parasiten und wirkt etwa 6 Monate. SCALIBOR verhindert auch ein weiteres Verbreiten der Infektion.

Symptome

Die Erreger, Leishmania infantum, äußert sich sekundär über die Haut, primär sind die inneren Organe befallen. Im Mittelmeerraum sind viele Menschen infiziert (in Südfrankreich 30 - 40 % der Bevölkerung), auch viele Touristen, ohne je ein Symptom zu zeigen oder es überhaupt zu bemerken. Ernste Gefahr besteht nur für Schwerstkranke oder Säuglinge.

Inwieweit ein Tier überhaupt erkrankt, ist regional unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren ab:
a) vom Leishmania-Stamm, der mehr oder weniger krankmachend ist (kein Stamm hat sich nur auf Hunde "spezialisiert"),
b) vom Immunstatus und Alter des Hundes (ein gesunder, junger Hund - bis 5 Jahre - kann die Infektion meist selbst gut bekämpfen) und c) von der Hunderasse (Bobtail, Schäferhund und Husky in Italien oder Spanien sind stärker gefährdet).

Besonders für die wachsende Zahl der Hunde, die ihre Halter auf Reisen in mediterrane Länder begleiten, ist die Prognose bei einer Leishmaniose Erkrankung schlecht. Hunde, die in Leishmaniose Gebieten leben und aufgewachsen sind, haben sich oft bereits mit der Krankheit auseinandersetzen müssen. Ist ihr Immunsystem stabil (und das ist es meist), haben sie einen natürlichen Immunschutz erworben. Sie zeigen dann zwar einen Antikörper-Titer im Test, haben aber keine Leishmaniose.

Ein infizierter Hund kann sehr vielfältige Symptome zeigen, die aber auch auf andere Erkrankungen hinweisen können. Das Fehlen von Symptomen ist aber kein Hinweis darauf, dass der Hund nicht infiziert ist. Nur Tests bringen einen Nachweis. Symptome können sein: Schleichender Gewichtsverlust, Lahmheit, Trägheit, Appetitlosigkeit, Haarverlust (besonders um die Augen), Schuppenbildung, Hautwunden (oft nässend, meist kreisrund - an Ohren, Kopf, Nasen und an den Beinen), Nasenbluten, Lymphknotenschwellung, Blutarmut (Anämie), "Ausfransen" der Ohrränder mit Schuppenbildung, Nierenschädigung.

Tests

Es gibt verschiedene Tests, die mehr oder weniger genaue Ergebnisse hervorbringen und auch von verschiedenen Kriterien beeinflusst werden können.

Bluttest: Dabei wird untersucht, ob vom Körper Antikörper gebildet wurden und wie viele (Antikörper-Titer). Das ist relativ ungenau, da das Ergebnis von vielen Faktoren beeinflusst werden kann. Der Titer kann hoch sein, wenn der mediterrane Hund sich gerade mit der Infektion auseinandersetzt und schon eine natürliche Immunabwehr gebildet hat. Dieser Hund erkrankt nicht. Auch Stress für den Hund kann das Immunsystem durcheinander bringen und zu falschen Ergebnissen führen. Es kann eine Kreuzreaktion mit einer anderen Infektion geben (Ehrlichiose, Babesiose u.a.), d.h. das Immunsystem arbeitet auf Hochtouren. Ein erhöhter Titer wird angezeigt, obwohl der Hund nie eine Sandmücke gesehen hat. Im Labor werden oft nicht die richtigen Testsubstanzen für die entsprechende Region verwendet, d.h. ein Labor in Italien nutzt Substanzen, die nur Leishmanienstämme aus Indien oder Spanien anzeigen (oft eine Preisfrage). Auch der sogenannte Schnelltest, der häufig in südlichen Ländern angeboten wird, bietet absolut ungenaue Ergebnisse mit wenig Aussagekraft.

Knochenmark und Lymphknotentest: Es wird - unter lokaler Narkose - ein Punktat entnommen und mikroskopisch auf Leishmanien untersucht. Leider sind nur wenige Tierärzte dazu in der Lage, diesen Test durchzuführen. Er bringt genaue Ergebnisse. Weiterhin gibt es ein molekulares Nachweisverfahren aus Knochenmark (PCR), bei dem der Nachweis von Bruchstücken aus Leishmanien-DNA (Erbinformation) erfolgt, der aber für mediterrane Hunde nicht in Frage kommt, da nachgewiesen wurde, dass - rein statistisch - jeder dort lebende Hund bereits einen infektiösen Sandmückenstich pro Nacht bekommt und so ein Antikörper-Titer bereits vorhanden ist, da sich sein Immunsystem bereits mit den Leishmanien auseinandergesetzt hat.
Für die "Urlaubshunde" kann jedoch hiermit ein genaues Ergebnis erwartet werden. Auch hier gibt es nur wenige Labore, die dazu in der Lage sind.

Therapie
Für den Hund stehen zahlreiche therapeutische Verfahren zur Verfügung, die aber individuell je nach Erregerstamm, Konstitution und Hunderasse eingesetzt werden müssen.

Grundvoraussetzung in jedem Fall ist eine Erhöhung und Stabilisierung des Immunsystems des Hundes. Kein Stress, Geborgenheit, ausgewogenes Futter, innere Ruhe - das alles verbessert seine Konstitution, sein Wohlbefinden und stärkt damit sein Immunsystem. Damit wird das Tier in die Lage versetzt, sich selbst mit dem Erreger auseinanderzusetzen und damit fertig zu werden. Besonders Tiere, die keine Symptome zeigen, haben dabei sehr gute Chancen. Eine "Spontanheilung" ist bei Hunden unter ca. 5 Jahren möglich und auch bekannt. Als unterstützende Mittel zur Erhöhung der Immunabwehr können gegeben werden:

Echinacea (pflanzlich),
Levamisole (synthetisch); (Empfehlung: 4 Monate lang, therapiebegleitend).

Für einen Therapieerfolg ist der Nachweis des Erregerstammes nötig (wird in Berlin gemacht). Die eigentliche Behandlung kann nur individuell erfolgen. Es stehen verschiedene Präparate zur Verfügung, die grundsätzlich in Kombination und auf den jeweiligen Hund abgestimmt gegeben werden müssen (Allopurinol, Amphotericin B, Antimon, Ketoconazol, Interferon, Oleyl-PC u.a.). Es gibt sehr gute herapieerfolge von 80 - 93 %, z.B. mit Amphotericin B, bei Leishmaniosehunden aus Frankreich und Spanien. Bei diesen Hunden kam es auch nach einem Jahr zu keinem Rückfall. Es wird ständig an neuen Präparaten und Behandlungsmöglichkeiten mit sehr guten Aussichten geforscht.
Leishmaniose ist eine Erkrankung, die viele Menschen aus Unwissenheit in Angst und Schrecken versetzt. Leider sind auch die meisten deutschen Tierärzte nicht ausreichend informiert und tragen dadurch zur allgemeinen Panik und Verunsicherung bei.

Je früher bei Auftreten von Symptomen und Erregernachweis mit der Therapie begonnen wird, desto besser sind die Heilungschancen. Es gibt für Halter infizierter oder erkrankter Hunde inzwischen gut arbeitende Selbsthilfegruppen.

Im Umgang mit infizierten Tieren besteht für den Menschen keine Gefahr. sich zu infizieren. Trotzdem müssen natürlich entsprechende Hygieneregeln (Händewaschen, Vorsicht im Umgang mit offenen Wunden, etc.) eingehalten werden, die für Hundehalter sowieso selbstverständlich sein sollten. Wissenschaftlich gesehen gibt es keinen nachgewiesenen Fall, bei dem sich der Mensch durch seinen Hund infiziert hat, eben weil inzwischen der Entwicklungsweg der Leishmanien bekannt und erforscht ist.

Es besteht also absolut kein Grund, "vorsichtshalber" gesunden Tieren aus südlichen Ländern eine Chance auf ein neues Leben in Deutschland zu verweigern.



Ehrlichiose

Die Canine Ehrlichiose; Vorkommen und Übertragung:
Übertragen wird die Ehrlichiose durch die weltweit verbreitete Schildzeckenart, die Braune Hundezecke, genannt Rhipicephalus sanguineus. Jedoch beschränkt sich deren natürliches Verbreitungsgebiet vorwiegend auf den Mittelmeerraum. Weiterhin tritt die canine Ehrlichiose in Amerika, Afrika und Asien auf.

Die Braune Hundezecke befällt vor allem Hunde und Schafe, und in günstigen Temperaturbereichen zwischen 25°C und 30°C ist deren Vermehrungsrate sehr hoch.

Sie ist Infektionsreservoir einiger Mikroorganismen, so z. B. auch der Ehrlichia canis. Nur durch den Biss einer solchen infizierten Zecke gelangen die Bakterien über den Speichel in das Blut des Hundes. Eine Ansteckung von Hund zu Hund ist also auszuschliessen. Ebenso ist es nicht möglich, dass Sie sich an Ihrem vierbeinigen Freund anstecken können.

Die Bakterien befallen die weissen Blutkörperchen und gelangen in Leber, Milz und die Lymphknoten.

Symptome und Krankheitsverlauf:
Nach etwa 1 – 3 Wochen der Infektion tritt die akute Phase ein. Sie verläuft oft mild, so dass sie zunächst unentdeckt bleiben kann. Beobachtet wurden reduziertes Wohlbefinden, Fressunlust und Fieber.

Auch nach der akuten Phase können die Hunde die Infektion aus eigener Kraft bekämpfen und praktisch eliminieren. Sie kann aber auch chronisch werden und mehrere Jahre andauern kann.

Chronisch infizierte Hunde erscheinen oft gesund und leben lange problemlos mit der Erkrankung. Bei einem geschwächten Immunsystem oder im Zusammenspiel mit anderen Erkrankungen kann diese chronische Erkrankung aber zum Ausbruch kommen, und es treten folgende Anzeichen auf: Apathie und hochgradig reduziertes Wohlbefinden, starker Gewichtsverlust und Anämie (Blutarmut).

Ebenso können Blutungen, z.B. aus der Nase, auftreten. Wird nicht rechtzeitig eingeschritten und eine Behandlung begonnen, kann die Ehrlichiose zum Tod führen.

Diagnose und Behandlung:
Es stehen verschiedene serologische Testverfahren zum Nachweis der Ehrlichia canis-Erreger zur Verfügung.

Eine Blutuntersuchung ist dabei unerlässlich, zum Beispiel das Snap - Schnelltestverfahren, welches einen zuverlässigen Nachweis von Antikörpern im Blut anzeigt. Zur genauen Antikörpertiter-Bestimmung gibt es weitere serologische Verfahren. Ein positives Antikörpertiterergebnis ist jedoch erst nach ca. 20 Tagen nach der Infektion feststellbar.

Durch eine frühzeitige Diagnose der Ehrlichiose ist eine Therapie einfach und effektiv. Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen. Verwendet werden Oxytetrazyklin (OCT) und Doxyzyklin.

In der Regel ist damit die Behandlung abgeschlossen. Bei einer chronischen Ehrlichiose ist eine Antikörpertiterbestimmung in regelmässigen Abständen sinnvoll und anzuraten.


Prophylaxe:
Anzuraten sind handelsübliche Präparate, die zum Schutz vor Zeckenbefall entwickelt wurden. Verschiedene Spot–On-Präparate werden auf die Haut des Tieres aufgetragen und bieten Schutz in der Regel für 3 – 6 Monate gegen Zecken und Flöhe. Mittlerweile gibt es sehr gut wirksame natürliche Produkte, die auch für Kinder und Schwangere ungefährlich sind. Es ist davon abzuraten chemische Produkte zu verwenden.



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